Mittwoch, 19. April 2017

Eine verbale Watschn hatte mich wachgerüttelt.

Wenn dich etwas zu Boden wirft, dann nur damit du aufstehst und einen Neuanfang startest. 



Vorwort

Bevor ich mit meiner Geschichte beginne, muss ich kurz erwähnen, dass mein Mann und ich viele unserer Wochenenden früher im Waldviertel bei meinen Eltern verbrachten. Gleich daneben stand der Rohbau aus meiner 1. Ehe. Der Rohbau war zwar in meinem Besitz aber eigentlich noch unbewohnbar.

In meiner Kindheit verbrachte ich die Wochenenden und Ferien immer am Land und hatte dadurch alle meine Freunde dort, die dann mit der Zeit nach und nach wegen Ausbildung, Job und Liebe wegzogen.

So kam es, dass wir uns dann nur noch 1-mal im Jahr trafen und zwar zum Pfingstfest. 

Der Schlag 

Ich habe schon oft über meinen Tiefpunkt geschrieben und gerade, als es schien bergauf zu gehen, bekam ich einen weiteren Schlag. (hypothetisch)

Jedes Jahr verbrachten wir das Pfingstwochenende bei meinen Eltern und ich freute mich wie ein kleines Kind die alten Freunde wieder zu sehen.
Doch plötzlich meinte meine Mutter: „Nächste Woche kommt ihr eh nicht?!“  
He? Was ist jetzt kaputt? „Wieso nicht? Da ist doch Pfingsten.“
„Da kommt schon deine Schwester mit den Kindern.“
„Aber ich treffe mich doch mit meinen Freunden.“ äußerte ich verzweifelt.
„Tja, diese Jahr wird daraus nichts. Ich habe nicht so viel Platz.“
-Bum- Das hat gesessen. Ich war den Tränen nahe vor Zorn und Trauer gleichzeitig. 
Sie wusste doch, dass ich mich jedes Jahr mit meinen Freunden treffe und mich darauf freute. Zack. Aus und vorbei. Diese Freude wurde mir mit einem Schlag vernichtet.

Ich ging mit meinem Mann zum Teich spazieren um mich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen.


Zuerst regte ich mich noch immer über meine Mutter auf, wie sie mir das nur antun konnte. Da geht es mir eh schon so schlecht und die einzige Freude, die mir noch blieb war 1x jährlich meine Freunde zu treffen und das nimmt sie mir nun auch noch. Aaaaahhhhhh!
Ich ließ meinen Zorn freien Lauf und befreite mich davon und bald fing mein Hirn wieder an klarer zu arbeiten. Je schlechter die Situation, desto kreativer die Gedanken. Das kann ich versichern, das hatte ich schon des Öfteren.

Wie kann mein Pfingstwochenende gerettet werden, das bereits in einer Woche ist? 

Die Lösung 

Mein Mann und ich beschlossen uns in einem der oberen Zimmern des Rohbaus, wo zumindest schon die Gipsfaserplatten angebracht waren, einzurichten und teilten unser Vorhaben meinen Eltern mit.

Meine Eltern lösten gerade Ihre Wohnung in Wien auf und gaben uns den Schlüssel um uns mit den Sachen auszustatten, die wir benötigen können, bevor die Wohnung mitsamt Einrichtung verkauft wurde.

Wir mussten noch die ganze Woche arbeiten, doch in dieser Zeit entwickelten wir einen Plan, der besser aufging als gedacht. Wir fuhren am Freitag zu einem Möbeldiscounter und erfuhren, dass wir einen Mini-LKW fürs Wochenende gratis bekommen, wenn wir eine Kundenkarte lösten und etwas kauften, das nicht in unser Auto passte. Genau das wollten wir, denn wir brauchten Matratzen. So kamen wir am Samstag erneut in das Geschäft und warteten auf unseren LKW, der zu Mittag eintraf und los ging es. Mit unserem wenigen Geld kauften wir uns 2 billige Matratzen und fuhren anschließend zur Wohnung meiner Eltern. Dort luden wir eine alte Kredenz, Küchengeschirr, Teppiche, Decken, Lampen, Sessel ein und fuhren los. Unterwegs versorgten wir uns noch mit den Grundnahrungsmitteln, da ja noch gar nichts im Haus vorhanden war. Kaffee, Zucker, Milch, Brot, Butter,...
Beim Rohbau angekommen stellten wir fest, dass uns mein Vater bereits ein Klo eingebaut hatte, denn soweit war der Wasser- und Kanalanschluss schon gegeben. Auch Strom war vorhanden. Warmwasser erzeugt ich mit Wasserkocher und Thermoskannen, sodass man sich am nächsten Morgen waschen konnte.

Ich wollte Pfingsten unbedingt im Waldviertel verbringen und so kam es auch.

Wir richteten uns so gut es ging häuslich ein und gingen aufs Fest um meine Freunde zu treffen.



Wir fühlten uns besser, freier und unabhängiger. Zum Essen durften wir bei meinen Eltern vorbeikommen und alle waren zufrieden. 

Der Neuanfang




Später stellte sich heraus, dass der Umzug in den Rohbau nur ein großer Vorteil war. Denn wir begannen Pläne zu schmieden und verbesserten unsere Wohnsituation nach und nach.

Hätte ich nicht diese verbale Watsche von meiner Mutter bekommen, dann könnte es sein, dass wir wahrscheinlich nicht so schnell in die Gänge gekommen wären um das Haus fertigzustellen.

Denke stets daran, eine Niederlage, kann ein Zeichen für einen Neuanfang sein. Bleib nicht am Boden liegen und warte bis wer über dich stolpert, sondern erkenne es als Zeichen, stehe auf und gehe dem nach. Denn es ist nur gut gemeint. Es kommt plötzlich alles besser als man denkt. 💗

Deine
Edith

2 Kommentare:

  1. Danke für diesen wunderbaren Einblick in deine Erlebniswelt!
    Ich finde deinen Artikel sehr berührend, offen und auch mutig. Bestimmt haben wir alle schonmal so eine "Watschn" bekommen. Ich jedenfalls kann die deine nur all zu gut nachvollziehen.
    Meine größte bisherige Watschn bekam ich zwar nicht nur verbal - sondern auch körperlich in Form einer schweren Krankheit aber auch diese kristallisierte sich als Chance für einen Neubeginn heraus.
    Ja - nach jedem Tief - kommt auch das Hoch - zumindest wenn man die Chance wahrnimmt und sich auf dem Weg zur Lösung macht. Deine Geschichte beschreibt das wunderbar. Lieben Dank
    Melanie - www.honigperlen.at

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    1. Ich finde es trotzdem immer wieder bewundernswert, wenn sich Menschen mit schwerer Krankheit nicht unterkriegen lassen und daraus auch noch Erfolge ziehen können. Ich liebe einfach solche Erfolgsgeschichten.
      Danke für Dein Kommentar.
      GLG
      Edith

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