Donnerstag, 26. Mai 2016

Frei von Selbstkontrolle




Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Wer hat sich nur diesen Schwachsinn einfallen lassen?

Viele haben Angst, dass sie von … kontrolliert werden.  Aus dieser Angst, wurde der Begriff „gläserner Mensch“ geboren.
Unzählige Karten befinden sich schon in unseren Geldbörsen. Kreditkarte, Bankomatkarte, E-card, Autoclubkarte, und jede Menge Kundenkarten diverser Händler. Alle haben den Zweck unter anderem unser Verhalten über unsere Gesundheit und den Lebensbedürfnissen zu dokumentieren um daraus Statistiken zu erstellen.
Viele empfinden es als lästige Kontrolle, dabei gibt es einige von ihnen, die sich selbst zu sehr kontrollieren. Indem sie Listen in all möglichen Varianten führen.

Auch ich hatte das getan um ja nichts zu vergessen und alles unter Kontrolle zu haben. Ich hatte sogar eine Liste von den Listen für den Überblick. Krankhaft? Definitiv.

Ich hatte Listen von …
… Geburtstagen,

… Kalorientabelle,
… Kaloriengenuss und -verbrauch
… To-Do am Computer
… To-Do Renovierung im Haus
… To-Do Ausmisten div. Räume
… Sport Ausdauer
… Sport Krafttraining
… Wünsche
… Hausarbeit
… Bons
… Preislisten div. Supermärkte f. Preisvergleich 
… Inhalt der Handtasche 
… Inhalt der Fototasche 
… usw


Ich nehme an, dass es daher kam, dass man schon in der Schule diverse Listen führen musste und auch in der Erziehung spielten sie ein Rolle.

Eines Tages habe ich dann sämtlich Listen, bis auf meine Wunschliste, die sich in einem Notizbuch befindet, zerrissen und weggeschmissen. Dabei ist etwas tolle geschehen.  

Ich fühlte mich plötzlich befreit.


Etwas von dem ich dachte es hilft mir im Leben, hatte mich in Wirklichkeit eingeengt.

Die ganzen To-Do Listen haben mich nur unter Druck gestellt, da sie immer länger wurden und das abhaken immer länger auf sich warten ließ. Klar hatte ja gar keine Zeit mehr für die Erledigungen, da ich ja Zeit verbrauchte um die Listen zu warten. Man bemerke viele Listen sind wahre Zeitfresser.

Aber nicht alle Listen sind unnütze. Es kommt nur darauf an, ob sie einem tatsächlich wichtig sind. Das muss jeder für sich herausfinden.

Hier ein paar Beispiele

 Kalorientabelle würde ich nur denen empfehlen, die abnehmen wollen und genug Zeit dafür haben um alles zu dokumentieren. Ich spreche da aus Erfahrung.
Ich hatte damit tatsächlich abgenommen, indem ich meinen Grundumsatz, Sporteinheiten, Kaloriengenuss und -verbrauch immer penibel notierte. Denn dadurch hielt ich auch meinen Kalorienbedarf ein und wurde zum Sport motiviert, wenn ich unbedingt ein Stück Schokolade essen wollte.

Doch spätestens nach einem Jahr entwickelt man dafür ein Gefühl von Kalorienbedarf und man kann diese Listenmanie begraben. 

Sportaufzeichnungen habe ich in der Zeit der Gewichtsabnahme auch geführt. Ich habe notiert wann ich Radfahren war und das sehr detailliert: wie lange, wie weit, zu welcher Uhrzeit, dasselbe galt auch für walken und schwimmen. Hinzu kam noch eine Liste was ich im Fitnesscenter gestemmt habe.

Heute finde ich diese detaillierten Listen sind eher was für Profisportler. Sportler, die für ein bestimmtes Ziel trainieren. Ein Marathonläufer hat z.B. ein bestimmtes Training vor dem großen Lauf zu absolvieren, das er in einem Kalender einträgt. Andere haben sich dafür schon eine App zugelegt, diese die Daten eines bestimmen Fitnessarmbandes abliest und Auswertungen anzeigt.

Ich besaß eine Schrittzähler-App, die ich bald von meinem Handy wieder entfernte, denn bis ich mit dem Herumgewische endlich auf das Ergebnis kam ist mir schon wieder viel zu viel Zeit vergangen. Deswegn habe ich mir einen einfachen Schrittzähler gekauft, der am Hosenbund befestigt wird und mit nur einem Blick die Schritte abzulesen sind. Außerdem hatte ich den tatsächlich auch immer bei mir, selbst wenn ich mir nur einen Kaffee holte wurde gezählt. Das Handy hatte ich nicht ständig eingesteckt und der Akkuverbrauch war auch nicht ohne. Heute verwende ich auch den einfachen Schrittzäher nicht mehr, da ich mich auch von dieser Kontrolle befreien wollte, denn bei Freizeitsportlern, sowie ich einer bin, finde ich diese Kontrolle sinnlos. Genauso, wenn ich zu Hause alleine die Kraftkammer benutze, brauche ich mir nicht die Gewichte zu jedem Programm notieren es ist ja keiner da, der mir diese verstellen könnte. Wenn ich in ein Gym gehe, dann sieht es wieder etwas anders aus, da die Geräte von vielen Personen verwendet werden und ich mir nicht von einem zum anderen Mal sämtliche Gewichte auf den verschiedensten Geräten merken mag (das wäre nur Stress im Kopf), befindet sich eine Liste in meiner Trainingstasche.

Und fürs Schwimmen, Radfahren und Laufen brauche ich auch keine Aufzeichnungen. Ich übe diesen Sport so viel und sooft aus, wie ich gerade Lust habe und stelle mich durch eine Liste nicht mehr unter Druck. Auf den Geräten zu Hause wende ich immer noch gerne den 10-Minuten-Trick an und daraus werden dann sowieso meist mehr. 

Renovierungen im Haus. Diese Listenvernichtung hat mich total befreit, denn jedes Mal, wenn ich diese Liste in die Hand bekam, ärgerte ich mich nur, weil noch immer nichts geschehen ist und ich zu diesem Zeitpunkt gerade nicht konnte oder wollte diverse Arbeiten aufzunehmen. Ich sehe zwar, dass die Leiste in der Küche immer noch nicht montiert ist, aber muss ich mir deswegen immer eine Mahnung vors Auge halten? Also wirklich, was habe ich mir damals nur dabei gedacht? Noch dazu wurden diese Mahnlisten immer länger. Also weg damit! 

Hausarbeit muss nicht auf den Zeitpunkt genau geschehen. Angenommen ich schreibe notiere: Fenster putzen, Staubsaugen, Boden aufwaschen, Betten überziehen,  … . Dann hake ich nach Erledigung die Aufgabe ab muss sie für die nächste Woche schon wieder eintragen. Wenn´s läuft. OK. Aber was ist, wenn es einem mal nicht gut geht. Etwa krank ist. Oder es kommt etwas Unvorhergesehenes dazwischen. Dann gibt es kein abhaken und stattdessen kommen noch mehr Aufgaben dazu: Blumen umtopfen, Auto waschen, Kasten ausmisten, …… AAaaaahhh! Da kann man doch nur krank werden. Daher weg mit dieser Liste!

Wenn überhaupt, dann kann ich mir einen Putzplan nur noch für die gesamte Familie vorstellen, damit niemand vernachlässigt wird. Und sollte jemand krank sein oder sonst eine gut begründete Verhinderung aufweisen, dann wird eine Vertretung bestimmt. Und somit gibt es keinen Stress mehr. 

Preisvergleiche gibt es kaum noch.1x die Woche setze ich mich mit den aktuellen Prospekten hin und suche mir die Aktionen raus, sonst wird auch schon mal das Brot beim teuren Supermarkt gekauft, weil ich sonst nichts vom Diskounter brauche und dafür nur Sprit verfahren würde. Warum Sprit? Ich wohne auf dem Land und wir haben keine Geschäfte mehr in unserer Ortschaft und muss daher in die 20 Autominuten entfernte Stadt fahren um alles zu bekommen. Der nächste Supermarkt ist zwar nur 7 km entfernt, doch für ein vollgepacktes Fahrrad in einer grob hügeligen Landschaft auch schon zu viel. Immerhin bin ich nicht die Fitteste. Noch nicht. ;-) 

Kurze Abschweife: Als ich noch ein Kind war hatten wir ein Gasthaus mit Pension und einem kleinen Kinosaal, einen Greisler, einen Gemischtwarenhändler, einen Bäcker, ein Postamt und bis vor ein paar Monaten noch einen Fleischhauer. Heute gibt es gar nichts mehr bei uns. Leider. Und das sterben geht weiter. Wie dies zu verhindern ist habe ich hier schon mal geschrieben


Nun wieder zurück zu den Listen

Ich habe also mit dieser Kontrolle aufgehört und fing an meinen Gefühlen zu vertrauen.
Der erste Satz in diesem Beitrag sollte daher eher so lauten: 

Kontrolle ist gut. Vertrauen ist besser. 



Doch nicht alle Listen sind schlecht.

Da gibt es zuerst meine geliebte Wunschliste *klick*
Ich habe ein großes, dickes Notizbuch indem sämtliche Wünsche notiert werden. Von Zeit zu Zeit blättere ich es durch und hake jede Menge ab.
Erst wenn man sich so eine Liste macht, bemerkt man wie Gut es das Leben mit einem meint. Denn eigenartiger Weise vergisst man gerne die Guten Sachen. Wenn einem aber etwas Böses widerfährt dann merkt man sich das sehr wohl. Warum das so ist werde ich in einem extra Beitrag mal erklären.

Dann gibt es noch Listen, die tatsächlich eine große Hilfe sind. Sie halten dir den Kopf frei. 

Die Einkaufsliste. Wobei ich auch da keine Liste mehr im klassischem Sinne verwende, denn ich habe mir da eine wundervolle App auf meinem Handy installiert. Dort kann ich die verschiedensten Geschäfte mit den verschiedensten Produkten bestücken.
Sobald ich feststelle, dass zu Hause etwas fehlt, wird es schon in diese App eingetragen und da wir 1x die Woche zum Großeinkauf fahren, wird nachgesehen wo wir überall hinmüssen und so wird der Fahrplan ausgerichtet. Beim Einkauf wird nach und nach abgehakt und wenn mal etwas nicht da ist, bleibt das solange im Speicher bis ich es abgehakt habe. Bei einem Zettel kann ich das zwar auch, doch ich muss zu Hause die Sachen wieder umschreiben um nicht eine Liste mit bereits erledigten Posten wieder mitnehmen zu müssen. Bei der App entfällt dies, denn die Liste gilt schon für den nächsten Einkauf. Sollte mein Mann mal alleine einkaufen sein und hat keine Liste dabei, kann ich ihn diese ganz leicht mittels SMS zukommen lassen, statt lange am Telefon Anweisungen zu tätigen. 

Schnellmerkliste Ist eigentlich keine Liste, sondern nur ein Block der im Büroalltag immer neben mir liegt, bzw. privat ein Pos-it-Block in meiner Handtasche. Darauf wird schnell notiert, wenn jemand etwas von mir verlangt und ich gerade noch etwas zu erledigen habe. Damit ich es nicht vergesse schreibe ich es mir auf. Man könnte es sich ja auch merken, doch dann kommen schon 3-4 Sachen zusammen und irgendetwas vergisst man dann doch und überlegt krampfhaft was es wohl gewesen sei. Zeitverschwendung. Hier ist das Notieren und Abhaken sinnvoll. Außerdem ist es auch für den nächsten Tag gleich notiert und ich kann meinen Feierabend genießen. Komme ich auf dem Heimweg drauf, dass ich noch was vergessen habe, wird es auf einen Post-it notiert und auf das Armaturenbrett meines Autos gehaftet.


Ich führe zwar schon wieder Listen, aber nur noch die, die mir den Kopf freihalten und keine, die mein Leben bestimmen wollen.

Eure
Edith

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